Chile ist ein wunderbares Land, es hat uns sehr gut gefallen. Und da wir so lange da waren und wir so viel gesehen und erlebt haben, war es auch gar nicht schlimm, dass es letzte Woche vorbei war. Zum Abschluss hier noch ein paar Gedanken zu unserer Zeit in Chile. (Achtung, keine Fotos, tldr-Gefahr 😉

Sprache

„Vamo“ haben wir ständig gesagt und „Sipo“ noch viel öfter. Die Chilenen sagen von sich, dass sie schlechtes Spanisch sprechen. Da wir erst im letzten Jahr angefangen haben, Spanisch zu lernen, war unser Spanisch auch (noch) nicht so gut. Schließlich hatte ich nur ein paar Wochen Spanisch Unterricht in der Volkshochschule (Jessi etwas länger) und ansonsten nur Duolingo. In Chile hatten wir ja dann auch in Viña und Pucón noch Unterricht. Allerdings haben uns ganz viele Chilenen bestätigt, dass wir doch sehr gutes Spanisch sprechen 🙂

In Chile wird oft das „s“ am Ende eines Wortes weggelassen, so das aus „Vamos“ „Vamo“ wird („wir gehen“, bekannt aus dem großen 80er-Hit „Vamos a la playa“, „Wir gehen zum Strand“). Der Trainer beim Fitness an der Strandpromenade in Viña hat uns immer mit „Vamo“ angefeuert und wir haben „On y va“, was wir sonst oft nutzen durch „vamo“ ersetzt. Mal sehen, wie lange wir das behalten werden, im Sommer geht’s ja wieder nach Frankreich 😉

Sipo“ bedeutet „Si“, also „Ja“. Aber die Chilenen hängen gerne an viele Wörter eine „po“ hinten dran, „Nopo“ geht auch. Wir haben „Sipo“ jedenfalls übernommen, was öfters zu einem Schmunzeln bei Chilenen geführt hat, wenn wir auf eine Frage mit „Sipo“ geantwortet haben.

Im Restaurant kamen wir (durch regelmäßiges Üben) schnell gut klar, da helfen Wiederholungen. Aber selber zu erzählen, was wir in den letzten Wochen schon erlebt haben, war dann doch schwieriger. Wir haben viele Menschen getroffen, die gar kein Englisch (geschweige denn Deutsch) sprachen, so dass es doch sehr hilfreich war, ein bisschen Spanisch zu sprechen. Aber alle Chilenen waren sehr nett zu uns!

Natur

Dass die Natur fantastisch war, habe ich glaube ich oft genug in diversen Einträgen beschrieben. Von Wüste über Pazifik bis Gletscher alles dabei. Tiere haben ja sogar einen eigenen Eintrag bekommen.

Sicherheit

Es heißt ja immer, Chile sei das sicherste Land von Südamerika und wir haben auch überhaupt keine schlechte Erfahrungen gemacht (in Nordamerika auch nicht). In Viña wurde uns oft gesagt, dass wir in der Stadt und in der Metro unsere Handys nicht offen in der Hand halten sollten, weil da wohl Handys aus der Hand geklaut würden, wir haben aber nicht solche Erfahrungen gemacht. In Viña und in Santiago gab es in Geschäften und in den Malls sehr viel private Sicherheitsdienste, das wurde Richtung Süden immer weniger. Alle Häuser haben hohe Zäune, bei den Edificios öffnen Conserjes die Tore. Es gab viel Polizeipräsenz, lustigerweise fahren die immer mit blinkenden Licht auf dem Dach rum, auch wenn sie vor der roten Ampel stehen. Wir haben viele Verkehrskontrollen gesehen, wurden aber nie selber kontrolliert. Wir haben uns eigentlich immer sehr sicher gefühlt.

Geld

In Chile (und in Nordamerika sowieso) wird sehr viel mit Karte (Tarjeta) bezahlt, da ist in Deutschland (bekanntlich) noch sehr viel Luft nach oben. Unsere Visa-Kredit- und Debit-Karten gingen immer, wobei immer gefragt wird „Credito o Debito?“. Paypal existiert in Chile gar nicht. Wir waren nur in zwei Restaurants, wo wir nicht mit Karte zahlen konnten. Bei ersten mal waren wir überrascht und hatten dummerweise nicht genug Bargeld (Efectivo) dabei, so dass ich zu einem Automaten fahren und zurück kommen musste. Danach hatten wir immer genug Efectivo dabei und haben immer gefragt. Das Bargled sind chilenische Pesos, 1000 Pesos sind knapp 1€. Ich musste einmal 1 Millionen Pesos als Kaution für einen Mietwagen auf meiner Kreditkarte freigeben 🙂 Der größte Schein ist der 20.000er, also knapp 20€. Wenn man mit dem aber auf einer Feria Artesanal ein Armbändchen für nur 1.000 Pesos kaufen wollte, konnten die Verkäufer nicht wechseln. Wir haben also geschaut, dasss wir immer genug Kleingeld für solche Einkäufe dabei hatten (und wir haben viele solche Kleinigkeiten als Souveniers gekauft).

Infrastruktur

Die Infrastruktur ist ganz unterschiedlich. Einerseits gab’s fast überall Glasfaser-Internet, wir warten zuhause immer noch da drauf, da hinkt Deutschland meilenweit hinterher! Anderseits ist die Versorgung mit elektrischer Energie über Freileitungen auf den Straßen. Stromausfälle haben wir mehrfach erlebt. Auf der Isla Teja in Valdivia hatten wir einmal von Abends bis zum nächsten Morgen keinen Strom. Die Ursache war ein Sportfiesta (der einzige Fiesta, den ich gesehen habe), der gegen einen Strommast gefahren war, auf dem auch noch ein Trafo montiert war. Das wurde dann am nächsten morgen erst repariert. Wasserausfälle hatten wir auch ein paar mal für jeweils wenige Stunden. Die Straßen sind oft in abentheuerlichen Zuständen, aber in den Städten gibt’s es oft vierspurige Straßen. Es fahren sehr viele Busse. Die Langstreckenbusse sind super, die in der Stadt gewöhnugsbedürftig. Vor allem ist es in den Städten unmöglich Fahrpläne zu finden, man fragt also am besten. In Santiago gibt es eine sehr gute Metro. Google Maps funktioniert zum Navigieren super. Aber wenn da steht, dass es irgendwo ein Geschäft gibt, heißt das nicht, dass es auch wirklich dort ist, geschweige denn zu den angegebenen Zeiten öffnet.

Bildung

Die Bildungschere geht in Chile noch viel weiter auseinander als bei uns. Wer eine gute Bildung für sein Kind will, schickt es auf eine Privatschule und die ist teuer! Berufsausbildungen wie bei uns gibt es nicht, darum werden viele Arbeiten ungelernt verrichtet. Viele leben von der Hand in den Mund und haben dann „Jobs“ wie z.B. freiberuflicher Parkeinweiser auf der Straße. Die hoffen dann, ein paar Pesos zu bekommen, nachdem sie jemanden in eine Parklücke gewunken haben. Betteln ist angeblich verboten, wir haben auch keine Bettler gesehen. Darum wird überall etwas verkauft, am Strand, an der Straßenkreuzung oder im Bus. Einmal kam jemand mit einem Sackkarren in die Metro, wo ein kompletter Kiosk drauf war. Und es gibt viele Straßen- oder Metro-Musiker. Denen haben wir immer Münzen (10 bis 500 Pesos) gegeben. Jakob ist jedenfalls zu dem Schluss gekommen, dass er auf jeden Fall Abi machen will 😉

Musik

In Nordamerika haben wir oft „Birds of  feather“ von Billie Eilish gehört (hat leider keinen Grammy bekommen). In Chile haben wir dann „Si Antes Te Hubiera Conocido“ von Karol G gehört. Jessi kannte das schon, war ein großer Hit im spanischen Raum letztes Jahr. Und dann ist uns aufgefallen, dass in sehr vielen Restaurants „L’Imperatrice“, meine aktuelle Lieblingsband, lief. Das fand ich natürlich super, das neue Album „Pulsar“ lief dann auch bei uns rauf und runter. Ist sehr funky und erinnert ein bisschen an Jamiroquai (Hat jemand Karten für den Innenraum der Arena über? Wir haben den VVK verpasst 🙁 jedenfalls bis der Gesang beginnt 😉 Wir hätten L’Imperatrice übrigens um ein Haar in Paris bei den Olympischen Spielen im Französischen Haus gesehen, war aber leider schon ausverkauft. Zum Schluss haben wir dann noch zufälligerweise gehört, wo Kempest Finest die Musik von „Wenn du nit danze kannst“ her hat, nämlich von der Argentinischen Band „La Mosca“. Falls es Euch interessiert, ich habe eine Playlist mit den Songs bei Spotify erstellt. In Pucón hatte ich bei der Fahrt zu den Thermas Geometricas einen super Latin-Jazz-Sender im Radio gefunden, da liefen nur klasse Latin-BigBand-Songs. Leider hab ich den Sender an anderen Orten nie wiedergefunden. Aber Chile ist ja auch groß…

Persönliche Highlights

Da wir jetzt schon öfters gefragt wurden, was „das“ eine Highlight war, hier die Auflistung:

Jonas:  1. Atacama-Wüste, 2. Times Square NYC, 3. Wanderung zur Laguna Cerro Castillo in Patagonia

Jakob: Sandboarding im Valle de Martes in der Atacama-Wüste

Julian: Die Freiheitsstatue in NYC

Jessi: Heiligabend mit Familie Fingerhuth in Pucón

Jan: Die Besteigung des Vólcan Villarica in Pucón

Vamo? Sipo!

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