Wir sind in Nord-Patagonien angekommen (strenggenommen Region Aysén), unserem letzten Ziel (und unsere letzte Woche) in Chile. Die Landschaft hier ist wieder ganz anders und wunderschön. Und die Entfernungen scheinen noch größer zu sein. Dass das Wetter hier im Süden rauer sein würde, war uns klar. Die Sonne haben wir bis jetzt nur kurz gesehen, aber im Endeffekt war das Wetter bis jetzt doch besser als vorhergesagt. Unser Ferienhaus steht außerhalb von Coyhaique (sprich: Ko-i-ai-ke), das liegt an der Carretera Austral (der Straße durch Patagonien) fast 700km südlich von Puerto Montt. Da man auf dieser Strecke aber drei mal eine Fähre nehmen müsste (30min / 4h / 45min) und die letzten beiden Fähren nur zweimal am Tag fahren, braucht man (wenn man gute Fähranschlüsse hat) über 14h für die Strecke. Einwegmieten für Autos sind hier auch schwierig, darum sind wir 1h geflogen. Ich hatte wieder einen Pickup gemietet, diesmal hat aber zum ersten mal das Auto nicht direkt auf uns gewartet. Unsere Buchung wurde dann doch gefunden, da sie aber von Juli letzten Jahres war, hatte man sie aus den Augen verloren. Dadurch mussten wir ein bisschen warten, haben aber dann ein Upgrade bekommen, nämlich einen Pickup mit Allradantrieb (4×4), der eigentlich doppelt so viel kostet, da die gebuchte Wagenklasse nicht zur Verfügung stand. Jetzt fahren wir also einen Toyota Hilux (statt Mitsubishi L200), was sich später noch als sehr hilfreich herausstellen sollte. Vom Flughafen in Balmaceda sind wir dann eine Stunde über die Carretera Austral nach Norden nach Coyhaique zu unserem Haus gefahren. Der Flughafen ist so weit entfernt, weil Coyhaique in einem Tal liegt, wo man anscheinend größere Flugzeuge nicht landen kann. Balmaceda liegt auf einer Ebene an der Argentinischen Grenze.

Unser Haus in Patagonia

Da die Wetteraussichten nicht so gut waren, und für den zweiten Tag nur wenig Regen angesagt war, wollten wir direkt eine Wanderung machen. Der Cerro Castillo (2.675m) liegt im gleichnamigen Nationalpark „nur“ 100km südlich von Coyhaique, wir haben aber trotzdem fast zwei Stunden gebraucht. Die Carretera Austral war auf dem Stück zwar komplett geteert, aber oft hängt man auf kurvigen Straßen hinter LKWs oder Bussen oder wartet eine gefühlte Ewigkeit vor Baustellen, denn hier werden viele Straßen gebaut oder die Decke erneuert. Diese Baustellen sind dann sehr lang und die Straße nur noch einspurig, also muss man warten. Wir haben auf der Carretera Austral auch viele Radreisende gesehen, alleine oder zu zweit, sogar ein Paar mit Kinderanhänger! Obwohl wir ja auch schon mit Rädern und Gepäck (in Deutschland) unterwegs waren, ist das hier echt eine ganz andere Liga. Wir können uns das jedenfalls überhaupt nicht vorstellen.

Auf der Carretera Austral warten vor Baustelle

Wir hatten uns eine Wanderung am Fuß des Cerro Castillo vorgenommen, bis zu einer Lagune. Die letzten 5km von der Carretera Austral bis zum Beginn der Wanderung waren schon nicht mehr geteert. Aber nach 4km stand dann das handgemalte Schild „solo 4×4“ und spätestens da haben wir uns gefreut, dass wir jetzt den Allradantrieb hatten. Ohne den hätten wir dort nämlich auf dem privaten Parkplatz parken müssen und wahrscheinlich recht viel Geld dafür bezahlen müssen. Nur wenige Meter später ging es dann recht steil und sandig bergab, wo klar war, dass man dort ohne 4×4 nie wieder hochkommen würde. Also konnten wir bis zum Häuschen der Nationalpark-Ranger fahren, dort kostenlos parken und ganz entspannt unsere Wanderung beginnen.

Sendero Laguna Cerro Castillo

Die Wanderung war sehr schön, die Fauna wieder ganz anders als in Los Lagos oder auf Chiloé. Wir sind ja inzwischen auch so weit südlich wie Neuseeland. Wir sind auf ca. 300m gestartet und das Ziel lag bei ca. 1400m nach 6,5km. Da wir auf Regen und Kälte eingestellt waren, uns beim Aufsteigen aber doch sehr warm wurde, waren die Rucksäcke irgendwann voll mit fast allen Klamotten.

Beim Aufstieg war uns noch warm

Es begann dann kurz vor der Lagune, am höchsten Punkt der Wanderung zu regnen, also quasi perfektes Timing. So konnte ich da oben das verschwitze T-Shirt ausziehen und trockene warme Sachen sowie die Regenjacke anziehen. Auch wenn es mit blauem Himmel bestimmt noch schöner gewesen wäre, war der Blick auf die Lagune wirklich atemberaubend. An der Felswand floss das Schmelzwasser des Gletschers herunter. Man kann das türkise Wasser auf dem Foto nur erahnen.

Vor der Laguna Cerro Castillo auf 1400m

Da es bei der Lagune kalt und windig war und es leicht regnete, haben wir uns nicht so lange aufgehalten. Der Abstieg ging dann viel schneller. In diesem Wandergebiet gibt es auch einige Mehr-Tages-Touren und (sehr einfache) Campingplätze. Wir haben viele Wanderer mit unglaublich großen Rucksäcken gesehen. Wir konnten dann eine Frau mit riesigem Rucksack das kurze Stück bis zum Parkplatz, wo ihr Auto (ohne 4×4) stand, mitnehmen. Sie hat sich jedenfalls sehr gefreut, sie sah wirklich fertig aus. Danach haben wir dann noch drei junge Frauen bis nach Villa Cerro Castillo an die Carretera Austral mitgenommen. Die haben sich auch gefreut, denn ein paar km auf der Ladefläche sind dann doch besser als mit Gepäck am Ende der Wanderung zu laufen.

Blick nach Südosten über Villa Cerro Castillo zum Lago General Carrera (bzw Lago Buenos Aires, so heißt er auf der Argentinischen Seite)
Patagonia 1 / Laguna Cerro Castillo

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