In Valdivia ist die Brauerei Kunstmann, die größte von Chile. Wir haben sie besichtigt und dabei einiges gelernt, für die Jungs war das also Bio-, Physik, Chemie- und Automatisierungstechnik-Unterricht 😉
1960 war in Valdivia das weltweit schwerste jemals gemessen Erdbeben mit 9,5 auf der Richterskala! Dadurch gab es natürlich sehr viel Zerstörung und die Brauerei musste danach neu aufgebaut werden. Die Brauer haben natürlich deutsche Vorfahren, bis heute ist der Slogan immer noch „das gute Bier“. Im Museum gab’s auch historische deutsche Bierbraubücher. Der Hopfen kommt hauptsächlich aus Deutschland, aber sie haben auch einen eigenen kleinen Hopfengarten:
Hier gab es dann für die Erwachsenen auch einen Schop Torobayo sin filtrar, ein ungefiltertes Ale, was ich vorher noch nicht probiert hatte und auch sehr lecker war. Torobayo ist übrigens der Ortsteil von Valdivia wo die Brauerei steht. Das Reinheitsgebot wird natürlich zitiert und wir erfahren etwas über die weiteren Zutaten. Das Malz ist aus Gerste und kommt aus Chile und das Wasser kommt natürlich von hier, der Region Los Ríos. Wir hatten schon beim Schwimmen im Fluss das Gefühl, dass das Wasser hier sehr weich ist (siehe Eintrag Valdivia) und das wurde bei der Führung auch bestätigt. Wegen des weichen Wassers sind hier so viele Brauereien ansässig. Außerdem lässt sich hier wirklich die Seife schwieriger von den Händen abwaschen, das hatte ich vorher noch nirgendwo sonst so gemerkt.
Mein Lieblingsbier von Kunstmann ist das Valdivia Pale Lager (wir sind ja schon zwei Monate in Chile). Es enthält neben dem deutschen Hopfen-Klassiker Hallertauer Tradition auch noch Mosaic Hopfen aus Nordamerika, den ich in IPAs sehr mag. Der Mosaic Hopfen wird mit der „Dry-Hopping“ Methode am Ende des Brauprozesses hinzugefügt. Das Gerstenmalz ist Rubia und Münchner, außerdem Weizenmalz. Dazu natürlich Lager-Hefe, also untergärig. Die obergärige Hefe nennt man hier (und im englischsprachigen Raum) Ale-Hefe. Hefe steht als Zutat übrigens nicht im Reinheitsgebot, weil sie 1516 noch nicht entdeckt war…
Zum Schluss der Führung haben wir die automatische Abfüllanlage besichtigt. Das fanden die Jungs sehr spannend, vor allem den Roboter der am Schluss die Flaschenpackungen auf Paletten gehoben hat. Ein Pfandsystem gibt’s hier nicht, aber Kunstmann hat Nachhaltigkeit als großes Ziel, es wird sehr viel recycelt, vom Wasser bis zu den Essensresten aus dem Restaurant.
Nach der Führung waren wir noch im Restaurant essen, das Alkoholfreie Bier schmeckt übrigens auch gut. Im Treppenhaus hingen viele alte Plakate & Postkarten aus Deutschland, ich habe eine fotografiert, die man damals vielleicht als „frivol“ bezeichnet hätte und heute bestimmt so nicht mehr drucken würde, da sich das Frauenbild verändert hat und Frauen inzwischen ja auch als Kundinnen gesehen werden. Also gab’s auch noch eine Geschichtsstunde für die Jungs 😉